12.9.2022, Martina Munz, Nationalrätin – Die Schweiz hat mit ihren fünf Atomkraftwerken viel hochradioaktiven Abfall produziert. Die Bevölkerung ist bereit aufzuräumen und diesen Abfall am sichersten Ort zu entsorgen. Dies jedoch nur, sofern den AKWs endgültig der Stecker gezogen wird und kein neuer Atommüll produziert wird. Die Akzeptanz eines Atommülllager hängt direkt vom Versprechen des Atomausstiegs ab. Für den Atommüll hat die Nagra noch keine echte Lösung, sie schlägt lediglich eine Deponie im tiefen Untergrund vor. Der Müll muss während einer Million Jahre von der Biosphäre ferngehalten werden und Eiszeiten überdauern können. So weit sind wir noch nicht: Weltweit ist noch kein Lager für hochradioaktiven Abfall in Betrieb. Sicher ist nur das Risiko.
Standortentscheid mit zu vielen Fragezeichen
Viele Genossinnen haben sich gemeinsam mit anderen Kreisen in den Widerstandsorganisationen KLAR!SCHWEIZ (Kein Leben mit atomaren Risiken), LoTi (Lägern ohne Tiefenlager) und KAIB (Kein Atommüll im Bözberg) organisiert und in den Regionalkonferenzen viel Fachwissen aufgebaut. Gemeinsam sind wir der Meinung, dass der Standortentscheid zu früh kommt und zu viele ortsunabhängige, wissenschaftliche Fragen noch ungeklärt sind. • Es gibt kein echtes Rückholbarkeitskonzept, obwohl dies eine der wichtigsten Forderung der Bevölkerung ist. Was passieren würde, wenn ein Leck eintritt, ist ungeklärt. • Nutzungskonflikte werden wissenschaftlich nicht untersucht. Sauberes Trinkwasser ist unsere Lebensgrundlage. Das Tiefengrundwasser ist eine strategische Trinkwasserreserve, ein Schutzkonzept für diese Reserve fehlt jedoch. • Warum gibt es keine verbindlichen Abbruchkriterien? Was wenn etwas schiefläuft? Wer sagt Stopp? • Warum kümmert sich niemand um die gefährliche Niedrigstrahlung, welche über lange Zeiträume aus so einem Lager austritt? • Warum gibt es noch Wissenslücken zu den Lager- und Behälterkonzepten? Gibt es Materialien, die solche Zeiträume überdauern? • Warum fehlen Konzepte für eine Langzeitüberwachung? Wie sollen Sonden ersetzt werden in einem verschlossenen Atommülllager? Demokratische Mitbestimmung für unsere Sicherheit Der grösste Makel ist aber das Demokratiedefizit. Die demokratische Mitsprache der Bevölkerung wurde abgeschafft, nachdem der Kanton Nidwalden zweimal zurecht Nein zum Wellenberg gesagt hat. Der Standort würde heute nicht mehr als sicher eingestuft. Die demokratische Mitbestimmung ist der Garant für ein sicheres Projekt. Nur wenn die Bevölkerung auf ihre Fragen befriedigende Antworten erhält, kann sie überzeugt werden. Ein Atommülllager gegen den Willen der lokalen Bevölkerung zu bauen – das darf nicht sein! Wir fordern deshalb eine echte Mitsprache der Bevölkerung analog einem Einwohnerinnenrat.
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