Stellungnahme von Alt-Parteipräsident Werner Bächtold – In der Samstagausgabe sieht Dario Muffler die SP vor einem Drahtseilakt. Diese Sichtweise führt er einerseits auf die Wahl von Romina Loliva und Paddy Portmann als Co-Präsident:innen der SP und auf den Eintritt von einigen ehemaligen Mitgliedern der AL in die SP zurück. Dazu sage ich als zurückgetretener Parteipräsident folgendes:
So ein Parteipräsidium ist, wie Dario Muffler richtig feststellt, Knochenarbeit. Viel öffentliche Präsenz, viele Sitzungen, viel Gegenwind aushalten, und das ehrenamtlich in der Freizeit! Da erscheint es mir mehr als klug zu sein, diesen Job auf zwei Schultern zu verteilen. Zu zweit eine Partei zu führen ist zwar anspruchsvoll, aber auch sehr hilfreich. Die Präsenz in der Öffentlichkeit kann aufgeteilt werden, bei Sitzungen kann man sich abwechseln, Niederlagen sind zu zweit leichter zu ertragen als allein und die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie ist so eher möglich.
Die Vermutung von Dario Muffler, der Partner von Romina Loliva, ex-AL Mann Mathias Frick, könnte sich auf diesem Weg einen Einfluss in der SP verschaffen, geht weit an der Realität vorbei. Unsere Findungskommission hat ihre Arbeit bereits im Juni 2021 abgeschlossen, also lange Zeit vor unserem Parteitag. Verrät wohl der Verdacht, dass sich Frauen von ihren Partnern oder anderen Männern instrumentalisieren lassen könnten, eher etwas über die antiquierte Denkweise von Dario Muffler? Hätte er diesen Verdacht auch im umgekehrten Fall?
Dass es meiner Partei gelungen ist, zwei jüngere Menschen für das Parteipräsidium zu gewinnen, halte ich für einen Glücksfall. Hier die in der Politik sehr erfahrene Frau, die es sich gewohnt ist, in der Öffentlichkeit aufzutreten, dort der langjährige Kantonsrat, der sich schon in vielen Debatten, Abstimmungs- und Wahlkämpfen bewährt hat.
Das kommt gut, da muss sich Dario Muffler keine Sorgen machen.
Der Eintritt von zahlreichen ehemaligen Mitgliedern der AL erfüllt mich mit Freude. Sie wollen weiterhin eine linke Politik machen und sehen, dass das in der SP möglich ist. Die Möglichkeit, in der Politik Karriere zu machen, ist in einem kleinen Kanton naturgemäss eingeschränkt. In Zukunft wird es in der SP mehr interne Konkurrenz geben als bisher. Das sehe ich aber mehr als Chance denn als Risiko. Allzu oft mussten wir in der Vergangenheit interne Wahlen durchführen, die gar keine richtigen Wahlen waren, weil lediglich eine Kandidatin / ein Kandidat zur Verfügung gestanden ist. Aus meiner Sicht belebt Konkurrenz das Geschäft und wir sind es gewohnt, Diskussionen ohne persönliche Angriffe und sachbezogen zu führen.
Die Wahl von zwei jungen Co-Präsident:innen und der Parteieintritt von aktiven ehemaligen AL-Mitgliedern freut mich und ich sehe einer lebendigen und erfolgreichen Zukunft meiner Partei – der SP – entgegen.
Schaffhausen, 12. März 2022
Werner Bächtold, ehemaliger Parteipräsident der SP