Atommüll-Deponie: Lernen aus dem Fall Kölliken

Von Nationalrätin Martina Munz – Die letzte Regionalkonferenz Südranden förderte erschreckende Parallelen zwischen der Sondermülldeponie Kölliken und dem geplanten Atommüll-Lager zutage. Vor rund vierzig Jahren kannte man mit Sondermüllabfällen keinen besseren Weg, als sie zu deponieren. Gleiches geschieht noch heute mit dem radioaktiven Abfall.
Experten und Behörden versicherten bei der Deponie Kölliken, dass der Untergrund absolut dicht sei. Somit ideal um giftige Stoffe sicher zu deponieren, gefahrlos für Mensch und Umwelt. Wir wissen, es kam anders. Die Bevölkerung der Region Kölliken litt über Jahre unter Gestank, das Grundwasser war durch die giftigen Sickerwässer bedroht. Kritische Stimmen wurden negiert, Zweitmeinungen nicht zugelassen.
Die Parallelen zum geplanten Atommüll-Lager sind erdrückend: Auch mit den hoch giftigen radioaktiven Abfällen wissen wir nichts Besseres zu tun, als sie zu deponieren. Experten und Behörden versprechen wiederum absolute Sicherheit. Sie können sich aber, wie damals, täuschen. Die chemisch-physikalischen Interaktionen in einem Cocktail unterschiedlichster Stoffe unter der Erde sind nur bedingt voraussehbar. Was bleibt dem Laien übrig als zu glauben? Erneut wird ausgeblendet, dass wir noch nicht am Ende unserer Weisheit sind. In Zukunft werden bestimmt Verfahren zur Behandlung von Abfällen möglich sein.
Bei der Suche nach einem Atommüll-Lager dürfen die kritischen Experten nicht ausgeschaltet, sondern müssen einbezogen werden. Sonst tappen wir erneut in eine Falle „Kölliken“. Ein vergleichbares oder funktionierendes Atommüll-Tiefenlager gibt es nirgends auf dieser Welt. Auch beim Atommüll-Lager Asse in Deutschland waren sich die Behörden und die zugelassenen Experten völlig einig, dass der dortige Salzstock als Lagerstätte ideal und somit eine Gefährdung auszuschliessen sei. Heute – bereits nach wenigen Jahren – wissen wir, es kam anders.
Es ist tugendhaft, als Verursacher-Generationen die Entsorgung des unbeliebten Atommülls anzupacken. Die Prozesse dazu müssen wir aber verbessern. Mit einer vorschnellen Lösung werden allenfalls die Probleme in der Zukunft ungewollt potenziert. Noch sind wir auf dem besten Weg, den nachfolgenden Generationen ein Kuckucksei ins Nest zu legen. In Kölliken wurde ein solches eben ausgebrütet und aus geschätzten 50 Millionen Franken Entsorgungskosten sind rund eine Milliarde Franken Sanierungskosten geworden, zu 90 Prozent bezahlt über Steuern. Kölliken lässt sich wenigstens noch sanieren. In Asse ist dies nicht mehr möglich.
Was können wir von Kölliken lernen? Wichtig sind sichere Prozesse. Kritiker müssen ernst genommen statt diffamiert werden. Unabhängige Zweitmeinungen sind einzufordern. Letztlich brauchen wir längerfristige und kontrollierbare Zwischenlager. Sie lassen uns die nötige Zeit für neue Verfahrenstechniken. Diese brauchen wir, um nachfolgende Generationen vor unbeherrschten Umweltproblemen zu bewahren. Kölliken ist Mahnfinger und Lehrmeister zugleich. Wir müssen aus der Geschichte lernen.
7.7.2014, Martina Munz, Nationalrätin
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