Ja zur Familie!

Leserbrief von Christa Flückiger – Es ist wieder einmal so weit. Ob man will oder nicht. Es flattert ins Haus, in jeden Haushalt dieses Landes, das Extrablatt der Schweizerischen Volkspartei. Theatralisch und verlogen kommt es daher. Das darf nicht kommentarlos bleiben. Statt lachende, fröhliche Kinder, werden uns traurige und weinende Kleinkinder hinter Gitter präsentiert. Einmal mehr missbraucht die SVP das schwächste Glied unserer Gesellschaft für eine Abstimmungskampagne die seinesgleichen sucht. Haben Herr und (vielleicht) auch Frau Schreiberling dieses Blattes wohl je einen Fuss in eine Kindertagesstätte gesetzt? Hatten Sie jemals das Vergnügen bei einem Krippenbesuch festzustellen, wie glücklich und zufrieden diese Kinder sein können? Wie sie stolz ihre selbstgemachte Faschingsmaske oder ein soeben erlerntes Fingerversli,  ein Lied oder den selbsterbauten „Chlötzliturm“ präsentieren? Hat die Redaktion Befragungen bei Eltern, die ihre Kinder in einer Krippe oder sonstigen Institution betreuen lassen, durchgeführt?  Haben Sie das Gespräch mit einer alleinerziehenden Mutter gesucht und sie gefragt, was es ihr bedeutet einen Betreuungsplatz gefunden zu haben? Oder, wie es dem dreifachen Familienvater geht, dessen Ehefrau wegen psychischen Problemen nicht in der Lage ist die Kinderbetreuung selber zu übernehmen? Wohl kaum! Wo finden diese Familien bei fehlenden Angeboten Hilfe? Da kann die so hoch gepriesene Selbstverantwortung auch nichts mehr ausrichten. Nicht jede Familie ist in der Lage das Kindswohl optimal heraus zu spüren und auch umzusetzen. Ausserdem sind viele Familien auf einen Nebenerwerb durch die Mutter angewiesen, hier nützen auch die von der SVP immer wieder geforderten Steuersenkungen nichts, da diese nur bei Familien mit überdurchschnittlichem Einkommen auch wirklich einschenken. Also auch hier nur eine profitable Denkweise. Und- haben Sie tatsächlich das Gefühl, Erziehungsberechtigte ziehen eine Fremdbetreuung ihrer Kinder ohne jedes Verantwortungsbewusstsein in Betracht? Ohne das Dafür und das Dagegen abzuwägen? Weit gefehlt. Jede Mutter, jeder Vater will das Beste für den Nachwuchs. Nur was ist das Beste?

Sie erahnen es schon, es geht um den zur Abstimmung gelangenden Verfassungsartikel 115a zur Familienpolitik.  Völlig falsch ausgelegt, gespickt mit unwahren Geschichten, versucht die SVP das NEIN an der Urne zu erzwingen. Der Staat schon bald als Ersatzeltern, Nein zur Verstaatlichung der Kinder, Freiheit der Eltern nicht beschneiden, oder Politiker wollen unsere Familien zerstören, sind nur ein paar Auszüge dieser unglaublichen Äusserungen zum Artikel.

Tatsache aber ist: der Artikel will lediglich, dass Kantone und Gemeinden bedarfsgerechte Strukturen schaffen, damit Familie, Beruf und Ausbildung vereinbar miteinander sind. Gelingt das nicht, legt der Bund Grundsätze über deren Förderung fest. D.h. Eltern dürfen nach wie vor ihre Kinder selber erziehen. Die Angebote können freiwillig in Anspruch genommen werden, eine obligatorische Fremdbetreuung, so wie sie von die SVP darstellt, steht überhaupt nicht zur Debatte. Der Artikel birgt viele Vorteile. Der Wirtschaftsstandort wird gestärkt und ausgewiesene, erfahrene und gut qualifizierte Arbeitskräfte bleiben uns erhalten. Der Artikel steht für Förderung im Positiven aber nicht für Forderung im Negativen! Eine gut funktionierende Gesellschaft ist auf Solidarität, Gerechtigkeit und Chancengleichheit angewiesen, genau wie im Übrigen auch eine Familie funktionieren sollte. Daher lege ich am 3. März ein überzeugtes JA zum Familienpolitik-Artikel in die Urne.

Christa Flückiger

Ja-Familie_520

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed