Abfall, den keiner will

(Gastkommentar in der Schaffhauser Landzeitung vom 10.08.2010)

Ja, eine Lösung muss gefunden werden für den atomaren Abfall der Schweiz. Radioaktiver Abfall, der zu einem grossen Teil aus Rückständen der Stromproduktion besteht. Das strahlende Resultat von billigem Strom, den wir ja alle bereits Jahrzehnte lang konsumieren. Es ist halt auch praktisch so ein AKW. Kein Lärm, keine schwarzen Rauchschwaden am Himmel, kein Gestank und es läuft meistens sehr zuverlässig. So zumindest die Experten. Klar, da ist noch das kleine Problem mit dem hochradioaktiven Abfall aus der Produktion und vom Abbau der Atomkraftwerke nach dem sie ihr letztes Gigawatt produziert haben. Wohin mit dem radioaktiven Abfall, der für eine Million (in Zahl 1`000`000)  Jahre lang tödlich strahlt und ein stetes Risiko für Mensch und Umwelt darstellen wird? Wohin damit, mit dem Abfall den keiner will?

Die Frage über die Entsorgung von radioaktiven Abfällen wird von der Schweizer Regierung nun zügig angegangen. Tiefenlager seien die beste Option. So zumindest die Experten. Ein Sachplan wird präsentiert. Der Südranden in Schaffhausen und Benken gelten fortan als mögliche Standorte. So weit so gut. Oder eben nicht gut. Die Laufzeiten viele unserer Atomkraftwerke werden in Kürze ablaufen. Pläne für neue Werke sind bereits beim Bund eingereicht worden. Ob in der Schweiz neue AKWs gebaut werden sollten oder nicht, wird wohl innerhalb der nächsten vier Jahre eine Volksabstimmung entscheiden. Die ungelöste Entsorgung könnte für die Befürworter in diesem Abstimmungskampf ein grosses Hindernis darstellen. Sie drängen nun auf eine zügige Lösung um das Argument Entsorgungsproblem aus der Welt zu schaffen. Die Frage ist, wollen wir wirklich weiterhin Atomstrom, der hoch gefährlichen Abfall produziert?

Die Kosten für Atomenergie sind enorm. Alleine der Bau und Abbau eines AKWs, die Rohstoffgewinnung, die Lagerung der Abfälle, deren Überwachung über Jahrzehnte. Die Bestehenden Uranvorkommen verknappen sich und die ökologischen Folgen in den Abbaugebieten sind verheerend. Die Schweiz besitzt alle Voraussetzungen, um sich in Zukunft ganz aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Allein zur Stromerzeugung betragen die einfach erschliessbaren Potentiale bis 2030 ohne die Umwelt zu gefährden über 90‘000 GWh oder das Drei‐ bis Vierfache der bisherigen Stromerzeugung aus Atomkraftwerken. Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist eine der grössten Geschäftsgelegenheiten seit Erfindung der Dampfmaschine. Die technischen Voraussetzungen für eine sichere, dauerhafte und kostengünstige Energieversorgung sind gegeben. Zehntausende neuer Firmen engagieren sich heute beim Aufbau einer neuen, sauberen, dezentraleren Energiewirtschaft, die ganz auf erneuerbare Ressourcen setzt. Dem Werkplatz Schweiz werden sich neue Türen öffnen, neue Arbeitsplätze entstehen.

Der Kantonsrat Schaffhausen überwies ein Postulat über den Ausstieg aus der Atomenergie. Ich hoffe an dieser Stelle, dass unsere Regierung diese Entwicklung erkennt und mutig handelt, wie andere Kantone und Schweizer Städte, und so ihren Beitrag zu einem Leben ohne weitere atomare Risiken leistet. Ein Endlager im Südranden ist ein unwiderrufliches Unterfangen, welches unsere gesamte Region schwerwiegend verändern und für künftige Generationen stets ein Risiko bergen wird.

Luca Tissi, Sekretär der SP/AL Kantonsratsfraktion, KLAR Schaffhausen Mitglied

Weitere Informationen zum Thema: http://www.cleantech-initiative.ch/

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