KLAR! Schaffhausen formiert sich

Am letzten Mittwochabend lud der Verein KLAR! Schaffhausen in  der Hämingkurve zwischen Beringen und Neunkirch zur Medienorientierung. Unter freiem Himmel und vor einer eindrücklichen Kulisse bestehend aus beschrifteten Fässern und einem grossen Transparent, erläuterte der Vereinsvorstand weshalb es wichtig ist die Bevölkerung gegen das drohende Endlager für radioaktive Abfälle im Südranden zu mobilisieren.

Martina Munz, Präsidentin der SP-Schaffhausen stellte klar, dass die Kantonsregierung vom Volk  per Gesetz den Auftrag hat, sich gegen ein Atommüll-Lager zur Wehr zu setzen. Im Laufe der letzten Jahre haben sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die besten Wirtsgesteine für die Endlagerung von radioaktivem Müll viermal Grundlegend geändert. „Das Beispiel Asse aus Deutschland zeigt nun was geschieht, wenn sich Forscher irren. Auf der ganzen Welt existiert kein einziges Atommüll-Endlager wie es hier geplant ist. Die Risiken damit zu experimentieren sind enorm. Unser dichtbesiedelter Kanton darf deshalb nicht zum Versuchslabor der Welt werden“, so Martina Munz.

Der Neuhauser Gemeindepräsident Stephan Rawyler, wies darauf hin, dass vor wenigen 10`000 Jahren der Rhein mitten durch den Klettgau floss und der Rheinfall vor 15`000 Jahre entstand. „Wie also kann man sicher sein, dass hier radioaktiver Abfall 1 Million Jahre lang sicher verwahrt werden kann? Ein grosser Teil der Bevölkerung und Kommunen stellt sich geschlossen gegen ein Endlager am Südranden. Für den Tourismus, die Wirtschaftentwicklung  aber auch für die Attraktivität der Wohnregion Schaffhausen hätte ein Atomendlager  fatale Folgen. Es gilt diese einzigartige Landschaft zu schützen. Deshalb ist es wichtig, dass die Bevölkerung sich einbringt und engagiert“, erklärte Stephan Rawyler.

Mit dem neuen Kernenergiegesetz sei man zum Schweigen gezwungen, sagte ÖBS Kantonsrätin Iren Eichenberger. „Die Regionale Partizipation, also die Einbindung von Bevölkerung, Kommunen, Umweltgruppen und Verbänden in den Planungsprozess entpuppte sich in den letzten Monaten als Farce. Nur die Gemeinden wurden in einigen Fragen sehr beschränkt eingebunden. Ein Sandkastenspiel, dass den Namen Partizipation nicht verdient!“,  so Iren Eichenberger.

Der Südranden sei  als Naherholungsgebiet bei einem grossen Teil der Bevölkerung sehr beliebt, erklärte im Anschluss Fanziska Knapp aus Wilchingen. „Die intakte Natur und die unglaubliche Artenvielfalt ist erstaunlich. In den Dörfern rund um den Südranden wird zudem intensiv Ackerbau und Rebbau für den beliebten Blauburgunder betrieben. Ein regionaler Naturpark ist in Planung. Ein Atommülllager am Südranden kommt angesichts unserer heutigen Lebensqualität einer Faust ins Auge gleich“.  Martina Ronner aus Osterfingen wies darauf hin, dass auf dem Feld im Hintergrund  Zutaten ihrer Bio-Nudeln wachsen welche sie als Lebensmittelproduzentin herstellt. Die Vorstellung, dass unter den landwirtschaftlichen Anbauflächen im Klettgau Atommüll lagert werfe viele Fragen auf. „Es ist nicht klar ob die landwirtschaftlichen Produkte von den Konsumenten überhaupt noch angenommen werden“, gibt Martina Ronner zu bedenken. Auch die Frage ob ein Produkt, welches auf einem Atommüll-Endlager gedeiht, weiterhin noch gesund und kraftvoll ist, bleibe offen.

Zum Schluss erläuterte Beat De Ventura die Rolle von KLAR! Schaffhausen. „Wir müssen die Schaffhauser Bevölkerung aus ihrem Dornröschenschlaf entreissen. Die Gefahr ist real!“. Mit verschiedenen Events möchte der Verein die Menschen sensibilisieren und aufklären. In den nächsten Wochen werden an den Strassenrändern beschriftete Fässer und entsprechende Transpatente zu sehen sein. Daneben stehen jeweils auch alte, verrostete Fässer als Zeichen der Vergänglichkeit. Die Aktion soll auf die eigens lancierte Internetseite www.klar-sh.ch aufmerksam machen. Dort finden Interessierte weitere Informationen und können sich als Mitglieder registrieren. Eine Informationsveranstaltung mit der Schweizerischen Energiestiftung im Co-Patronat mit der IG Klettgau wird dieses Frühjahr noch durchgeführt. Im Kino Kiwi-Scala wird zudem zeitgleich die Filmvorführung von Die 4. Revolution-energy autonomy stattfinden. Einem Film der aufzeigt, wie erneuerbare Energien dezentral genutzt werden könnten. „Es ist wichtig, dass sich die hiesige Bevölkerung unabhängig informieren kann“ betont Beat De Ventura. Momentan prüft die NAGRA nicht das Gestein sondern die Bevölkerung. Nur wenn diese sich gemeinsam, entschlossen und aktiv gegen ein Endlager am Südranden wehrt, kann ein solches auch verhindert werden.

Luca Tissi

Wenn Sie weitere Informationen zu KLAR! Schaffhausen suchen oder den Verein mit Ihrer Mitgliedschaft unterstützen möchten, besuchen Sie die Website www.klar-sh.ch

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