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Kommentar zur Machbarkeitsstudie «MzA 2025» von Kantonsrat Kurt Zubler und Grossstadträtin Jeanette Grüninger, SP Schaffhausen.
1. Grundsätzliche Einschätzung der Zielea. der Museumsentwicklung
Wir begrüssen den vorgeschlagenen Entwicklungsprozess der Studie, die von aussen gesehen dem Zeitgeist der Zukunft Rechnung trägt. Die Machbarkeit Studie ist visionär gestaltet und bindet die wichtigsten Punkte für eine interessante Gestaltung des Museums ein. Das Museum auch in Zukunft als ein Haus mit 4 verschiedenen Sparten weiter zu führen ist für uns wichtig. Die Gewichtung der Sparten, Naturkunde, Kunst, Geschichte und Archäologie sollten unbedingt gleichgewichtig behandelt werden. Warum wird die Kunst nicht auch umgestaltet?
Wir vermissen die Berücksichtigung der Sicht von innen, sozusagen die eigene Geschichte
des Museums über die vielen Jahre, in baulicher Hinsicht, ebenso wie in der bisher erfolgreichen Gestaltung der Ausstellungen. Die Ziele der Neugestaltung sollten auf dieser Basis aus mit der Zukunft verbunden werden
Nebst einer wichtigen Gastlichkeit, die den Eintritt und das Verweilen im Museum mit Kaffee und Kuchen versüssen können, sollten im Zentrum die Objekte stehen, ihre Präsentation sowie und die gesellschaftspolitische, kulturhistorische und kunstwissenschaftliche Betrachtung.
Aller Erfolg eines Museums leitet sich ab von der Qualität der Dauer- und Sonderausstellungen sowie die aktive Bespielung und Vermittlung dieser Ausstellungen und des gesamten Museumsbestandes.
Da grosse Teile des Museums zu Allerheiligen vor wenigen Jahren erneuert worden sind, sollte der Hauptfokus der Museumsentwicklung auf einer qualitativ hochstehenden Ausstellungs- und Vermittlungstätigkeit bestehen. Die von der Sturzenegger-Stiftung in Aussicht gestellten Mittel sollten deshalb zielführender für eine Grundinvestition zum dringend notwendigen Ausbau der Vermittlung/Museumspädagogik eingesetzt werden, z.B. eine halbe Million für Entwicklungsarbeiten und jährlich wiederkehrend 100’000 Fr. für die Umsetzung während zehn Jahren. Damit bleiben 8 Millionen für 10 hochkarätige Sonderaustellungen verteilt ebenfalls über 10 Jahre.
Daneben ist die Behebung von inhaltlichen, betrieblichen und baulichen Schwachstellen des Museums selbstverständlich zu begrüssen. Allerdings schiesst das vorgelegte Projekt in seinem Rundumschlag weit über das Ziel hinaus. Anzustreben wäre dagegen eine klare Bezeichnung der wesentlichen Problembereiche und der daraus abzuleitende Handlungsbedarf, wie z.B.• Klare Definition des Auftrags des Museums durch die Stadt• Definition des Bildungsauftrages in Zusammenarbeit mit dem Kanton• Qualitative und quantitative Aufwertung der Vermittlungstätigkeit (vgl. dazu z.B. Museum Aargau etc.)• Klärung der Rolle der Sturzenegger-Stiftung. Es kann nicht sein, dass diese Kraft ihrer finanziellen Möglichkeiten den Takt vorgibt und die Stadt ohne Kompass hinterher trottet («Wer den Klavierspieler bezahlt, darf auch bestimmen, welche Musik gespielt wird»).• Erneuerung der Naturkunde am bestehenden Ort, ev. mit einer Erweiterung nach Osten (neue Position Kesslerloch gemäss Machbarkeitsstudie) oder Prüfung einer an das Museum angegliederte Auslagerung der Naturkunde und Abtretung in finanzieller Hinsicht an den Kanton.• Erweiterung und Aufwertung des Eingangsbereichs durch den Einbezug des Vortragssaalsb. der vorliegenden Machbarkeitsstudie
Im Herbst 2005 wurde dem Stimmvolk der Stadt Schaffhausen eine Vorlage zur Sanierung und Erneuerung des Museums zu Allerheiligen mit Gesamtkosten von knapp 13 Millionen Franken zur Abstimmung vorgelegt. Dieses Projekt umfasste neben Massnahmen zur Gebäudesanierung und klimatechnischen Optimierung insbesondere eine grundlegende Neugestaltung der historischen und der archäologischen Dauerausstellung. Die Sturzenegger-Stiftung unterstützte die Neugestaltung der historischen Abteilung mit einem Beitrag von 5 Millionen Franken, der Kanton beteiligte sich massgeblich an der Neugestaltung der archäologischen Abteilung. In der Endabrechnung kostete das Ganze rund 15 Millionen Franken.
Die Eröffnung der neugestalteten Ausstellungen erfolgte in vier Etappen zwischen 2008 und 2012. Im Zuge der Eröffnung der letzten Etappe zog der damalige Stadtpräsident Thomas Feurer folgendes Fazit: Mit der Dauerausstellung «Von der Steinzeit zu den Römern» und damit der letzten Etappe einer Rundumerneuerung schreibt das Museum zu Allerheiligen ein neues Kapitel für die nächsten Generationen.
Das Ansinnen der grundsätzlichen Neukonzeption des Museums erscheint uns, ohne den Einbezug der gegebenen gewachsenen Strukturen zu berücksichtigen, mutig und fortschrittlich. Die angedachten Verschiebungen der Sparten empfinden wir jedoch als Zerschlagung der Erneuerung von 2008-2012 führt zudem zu einer Verschleuderung investierter öffentlicher undprivater Mittel.2. Welche Aspekte der Machbarkeitsstudie werden als besondere Chancen gewertet und sollten in die weiteren Projektphasen einfliessen?
Die Aufwertung des Eingangsbereichs, der Willkommenskultur sehen wir als eine einmalige Chance für die Quartierentwicklung im Zusammenhang mit dem Klostergeviert und des neugestalteten Kammgarnareals. Hier kann ein belebter urbaner Raum geschaffen werden. Die Schaffhauser Stadtplanung ist hier mit dem Kanton zusammen gefordert in absehbarer Zeit die Planung in Angriff zu nehmen.
Die Einbindung und Förderung der Museumspädagogik.
Die neue Möglichkeit die neuen Ausstelllungen und Präsentationen im digitalen Bereich zu fördern und so einem jungen Publikum im Museum mehr Verweildauer zu geben.
Die Verbesserung der baulichen Mängel insbesondere in Bezug der Behinderten -Gerechtigkeit, 3. Welche Aspekte der Machbarkeitsstudie werden als besondere Risiken oder Herausforderungen eingestuft?
Um die Ziele der Machbarkeitsstudie erfolgreich zu erreichen, sollten auch die internen personellen Abläufe geklärt sein. Für eine gelebte Willkommenkultur und spannende wechselnde Ausstellungen zu bewirtschaften muss das Personal gut ausgebildet und entsprechend geschult sein. Dazu muss die Führungsqualität für die Leitung des Museums
Den grossen Anforderungen optimal gewachsen sein.
Die Machbarkeitsstudie missachtet die Erneuerungen von 2008-2012 weitestgehend und vernichtet die in diesem Zusammenhang von der Stadt, dem Kanton und der Sturzenegger-Stiftung getätigten Investitionen. Dies erscheint uns als demokratiepolitisch fragwürdige Geldverschwendung, auch wenn diese mit dem neuerlichen, rund doppelt so hohen Beitrag der Sturzenegger-Stiftung kaschiert werden soll.4. Gibt es zusätzliche Aspekte die evaluiert und allenfalls in die weiteren Projektphasen einfliessen sollten?
Um das Quartier mit dem Klostergeviert zu verbinden schlagen wir vor die Umnutzung des Klostergevierts, die sich nach dem Bau des Polizei- und Sicherheitszentrums ergibt, und völlig ausser Acht gelassene Möglichkeit, zu nutzen.
Bezüglich Zugang, Erweiterung und Ausstrahlung wären zumindest der Einbezug der Neuen Abtei und des Klosterkellers zu prüfen. Dies insbesondere auch bezüglich der zusätzlichen „Selling Position“ des Museums zu Allerheilgen, nämlich die Einbettung in ein herausragendes Klosterensemble.5. Erachten Sie die finanziellen Rahmenbedingungen (Kosten- / Nutzenverhältnis) als gerechtfertigt?
Zu viel Geld kann Schaden anrichten! Die grosse Kelle der Sturzenegger-Stiftung missachtet einerseits die Investitionen der Erneuerung von 2008-2012 und führt andererseits zu nicht kalkulierten betrieblichen Zusatzkosten. Zu nennen sind hier etwa der Betrieb von zwei gleichwertig zu betrachtenden Eingängen oder die inhaltliche Bespielung der „White Boxes“. Soll dies in nützlichen Rythmen geschehen, ohne gleichzeitig die Sonderausstellungen massiv zu beschneiden, führt dies zu einem beträchtlichen Mehraufwand bezüglich Kuratorium und Marketing.6. Weitere Bemerkungen und Anregungen:
Die Machbarkeitsstudie lebt mehrheitlich vom Gedanken der Museumsgestaltung als Neubau. Die gegeben baulichen Strukturen bieten jedoch genügend Raum um feinfühlig in die Zukunft geführt zu werden. Eine modern gestaltete, baulich sanfte Renovation im Sinne der Studie ganzheitlich gedacht, wird Schaffhausen sicher bereichern.
Ausser acht lässt sie jedoch, dass ein Museum vor allem durch den Betrieb, das heisst die Bespielung der Ausstellungen und Sammlungen lebt, nicht in erster Linie vom Eingangsbereich und von “Bar und Café”. Jezlers Ankerausstellung oder die “Hühner” haben das deutlich gezeigt. Der Stadtrat hat vor lauter Glanz zudem offensichtlich zu definieren vergessen, was das Ziel und der Zweck des Museums überhaupt sein soll.
Jeanette Grüninger, Kurt Zubler