Bereits im Januar wollte JUSO Grossstadtrat Nino Zubler vom Stadtrat wissen
«Wie steht es um die Biodiversität auf dem Stadtgebiet?» (Nr. 4/2020)
Dazu nimmt der Stadtrat wie folgt Stellung:
Die Biodiversität auf dem Gebiet der Stadt Schaffhausen war Gegenstand des Postulats «Naturschutz auf Stadtgebiet», das bei der Behandlung im Grossen Stadtrat am 18. Dezember 2018 in eine Interpellation umgewandelt wurde. Der Stadtrat hat anlässlich der Behandlung des Postulats ausführlich zum Zustand der Biodiversität und zu Massnahmen Stellung genommen. In den nachfolgenden Antworten werden die zentralen Punkte zusammengefasst und aktuelle Beispiele ergänzt.
1. Wie bewertet der Stadtrat den Zustand der Biodiversität auf dem Gemeinde-gebiet von Schaffhausen?
Bestandesaufnahmen in Form von Einzelartenkartierungen, Aufnahmen der ökologischen Infrastruktur, Objektkartierungen usw. zeigen, dass eine hohe Artenvielfalt vorhanden ist. Diese ist abhängig vom Lebensraumtyp und der Beanspruchung. Selbstredend ist die Artenvielfalt auf einem Fussballrasen sehr tief, während eine lückige Strassenböschung mit vielen einheimischen Pflanzenarten einer Vielfalt von Lebewesen wie Tagfaltern, Wildbienen, Heu-schrecken Lebensraum bietet.
Schweizweite Beurteilungen der Biodiversität zeigen aber, dass fast die Hälfte der verschiedenen Lebensräume bedroht sind. In den meisten Lebensräumen nimmt die ökologische Qualität ab. Eine generelle Herausforderung für die Biodiversität weltweit und auch in Schaffhausen bringt der Klimawandel mit sich.
Ein weiteres grosses Problem ist die Einschleppung und Einwanderung von gebietsfremden Arten, insbesondere wenn sie invasiv werden und unsere ein-heimische Flora und Fauna verdrängen. Eine Herausforderung im städtischen Umfeld ist auch die intensive Nutzung für verschiedene Freizeitaktivitäten, die teilweise im Widerspruch zu den Anforderungen des Naturschutzes steht.
Ein wichtiges Instrument für den Schutz ökologisch wertvoller Flächen bzw. der dort vorkommenden Arten ist das Naturschutzinventar. Auf Stadtgebiet machen die im Naturschutzinventar aufgeführten Flächen 7,2 % der Gesamtfläche aus. Bezogen auf die Kulturlandschaft entspricht der inventarisierte Anteil rund 16 %.
2. Was unternimmt der Stadtrat, um die Biodiversität aktiv zu fördern?
Die Steuerung der Biodiversität erfolgt durch eine Vielzahl an Instrumenten wie gesetzliche Regelungen, Richtpläne, Naturschutzinventare etc. sowie durch Massnahmen wie Bachrenaturierungen, Obstbaumförderung, Heckenpflanzun-gen, Einsatz resp. Verzicht von Pflanzenschutzmitteln, landwirtschaftliche Vernetzungprojekte, Waldbewirtschaftung, Förderung seltener Arten u.s.w.
Die nachstehende Auflistung zeigt beispielhaft die Vielfalt der Aktivitäten, die zur Förderung der Biodiversität umgesetzt wurden:
Allgemeine Massnahmen
- Erarbeitung der Freiraumstrategie als Grundlage für zukünftige Planungen und Massnahmen
- Information und Sensibilisierung der Bevölkerung, z.B. mit Merkblättern, Führungen, Ausstellungen
- Umsetzung von Projekten in Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltorganisationen und dem regionalen Naturpark
- Umsetzung Neophytenkonzept
- Förderungsmassnahmen für einzelne Tierarten wie Nistkästen, Fleder-mausbäume, Wildbienenwohnungen, Förderung von Obstbaumpflan-zungen etc.
Massnahmen im Siedlungsgebiet
- Differenzierte Pflege und Bewirtschaftung der städtischen Grünflächen, ökologische Ziele haben dabei seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert
- Reduktion von störenden Einwirkungen auf Tiere und Pflanzen, z.B. Beratungen und Vorgaben zur Reduktion von Lichtemissionen
- Einsatz von standortgemässen, einheimischen Pflanzen und entspre-chende Vorgaben z.B. in Quartierplänen
- Überarbeitung des Inventars schützenswerter Biotope und Einzelbäume
- Berücksichtigung von Zielen bezüglich Begrünung in der Überarbeitung der Bauordnung
Massnahmen in der Landschaft
- landwirtschaftliche Vernetzungsprojekte SH-Ost und Eschheimertal-Griesbach
- Anforderungen bezüglich Biodiversität bei der Verpachtung von Landwirtschaftsland
- Umsetzung von Bach- und Rheinuferrevitalisierungen
- Pflege und Aufwertung ökologisch wertvoller Flächen, z.B. Gennersbrun-nerseeli, Esenloograben, Hohberg
Massnahmen im Wald
- Förderung von Eichen, seltenen Baumarten, Altbäumen, Totholz usw.
- Schaffung von besonders wertvollen Flächen mit lichtem Wald
- Erarbeitung Waldrandpflegekonzept als Grundlage für eine differenzierte Aufwertung und Pflege der Waldränder
Diese Beispiele zeigen, dass der Einsatz für den Naturschutz und die Biodiversität eine Daueraufgabe ist. Die Stadt Schaffhausen unternimmt bereits seit Jahren viel für den Natur- und Artenschutz. Dies wurde auch in der externen Begutachtung im Rahmen der «Grünstadt Schweiz» Zertifizierung bestätigt. Nicht nur die Stadtverwaltung, auch private Gartenbesitzerinnen und -besitzer, Landwirte und Umweltorganisationen setzen sich für eine vielfältige Landschaft mit den verschiedensten Naturräumen ein. Die Umsetzung von Massnahmen auf öffentlichen und privaten Flächen ist angesichts der erwähnten Herausfor-derungen wichtig. So können vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere auf dem Stadtgebiet erhalten, aufgewertet oder neu geschaffen werden.
IM NAMEN DES STADTRATS
Peter Neukomm, Stadtpräsident