Öffentlicher Verkehr unter Strom
Die Verkehrsbetriebe der Stadt Schaffhausen stehen vor grossen Herausforderungen. Bis in zehn Jahren soll die gesamte Busflotte elektrisch unterwegs sein. Die Genossinnen und Genossen der SP-Stadt sind an ihrer Parteiversammlung im Busdepot Ebnat in die spannende Welt des öffentlichen Busverkehrs eingetaucht.
von Christian Ulmer
Busse fahren in die grosse Depothalle der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH), um gewartet und gereinigt zu werden. Mittendrin versammeln sich an diesem garstigen Novemberabend zwei Dutzend Genossinnen und Genossen der SP-Stadtsektion. Sie sind der Einladung von VBSH-Direktor Bruno Schwager gefolgt und wollen mehr erfahren über die Herausforderungen im öffentlichen Verkehr.
Fünf Jahre gleich eine Generation
Nach einer kurzen Begrüssung durch Parteivizepräsident Paddy Portmann übernahm Bruno Schwager das Zepter und stellte gleich zu Beginn fest: „Der ÖV ist massiv im Wandel.“ Der Direktor der Verkehrsbetriebe Schaffhausen startete ohne Geplänkel in sein Referat, welches er vielsagend „Innovation im öffentlichen Verkehr“ betitelte. Die Aussagen von Schwager waren dann aber klar und unmissverständlich. So rückte er den Zeitbegriff „Generation“ ins rechte Licht. Früher habe man unter einer Generation 25 Jahre verstanden, heute könne man gerade noch von fünf Jahren sprechen. Verantwortlich dafür sei der rasend schnelle technische Fortschritt im Zeichen der Digitalisierung.
Elektrobusse am günstigsten
Die Verkehrsbetriebe stünden, so Schwager, vor einer Erneuerung ihrer Busflotte. Die Anschaffung neuer Fahrzeuge sei mit einer unheimlichen Bürokratie verbunden. Das Beschaffungswesen sei an aufwändige Regularien gebunden. Auch die Evaluation neue Busse sei komplex. So galt es, die ökologischen und ökonomischen Aspekte verschiedener Betriebsarten gegeneinander aufzuwiegen. Geprüft wurden laut Schwager Diesel-, Hybrid-, Gas- und Elektro-Busse. Und die Wahl sei klar zugunsten der Elektrobusse ausgefallen. Diese seien heute technisch ausgereift und in der Endabrechnung am günstigsten.
Planungskredit gutgeheissen
Eine Vorlage zur Umstellung auf Elektrobusse wurde dem Grossen Stadtrat im Mai vorgestellt. Im August bewilligte dieser einen Planungskredit von 630’000 Franken. Bis ins Jahr 2027 soll die ganze Bussflotte auf Elektrobetrieb umgestellt sein. Dabei werden die Busse am Bahnhof während ihres Warteaufenthalts in wenigen Minuten aufgeladen. Insgesamt 11 Ladestation sind dafür vorgesehen.
Laut Schwager sollen während einer Übergangszeit auch die Trolleybusse weiterbetrieben werden. Die Oberleitungen, deren Wartung pro Jahr mit rund 350’000 Franken zu Buche schlägt, könnten so schrittweise zurückgebaut werden. Dank dem Einbau von Batterien seien die Trolleybusse in der Lage, leitungsfreie Streckenabschnitte problemlos zu überbrücken.
Zwei Unternehmen unter einem Dach
Bruno Schwager wies zum Ende seiner Ausführungen darauf hin, dass nebst den Städtischen Verkehrsbetrieben (VBSH) auch die Regionalen Verkehrsbetriebe (RVSH) unter seiner Verantwortung stünden. Die Synergien seien positiv, da so zwei eher kleine Unternehmen zusammen schlagkräftiger am Markt auftreten könnten. Gerade bei der Beschaffung von Fahrzeugen sei dies ein wichtiger Faktor in den Verhandlungen. Zurzeit beschäftigen die VBSH 173 und die RVSH 61 Mitarbeitende von denen 22 beim Subunternehmer Rattin angestellt sind.
In einer spannenden Führung durch das Busdepot erklärte Nathan Hueber die Abläufe in der grossen Bushalle. Hueber als Geschäftsleitungsmitglied für die Infrastruktur zuständig bot interessante Einblicke in die Tätigkeiten, die tagtäglich im Busdepot abgewickelt werden. Wartung und Reinigung stünden dabei im Mittelpunkt sagte Hueber.
Informationen nur noch digital
Christoph Wahrenberger, Leiter Marketing und Kommunikation, zeigte im weiteren Verlauf des Abends auf, wie die Überwachung des Busverkehrs mit Hilfe moderner Technologie organisiert wird. Jeder Bus sei über SIM-Karten mobil mit dem Internet verbunden und werde so geortet. Die Fahrdaten würden laufend an die Leitstelle gesendet. Verspätungen zum Beispiel könnten so früh erkannt und an wartende Fahrgäste weitergegeben werden, erklärte Wahrenberger. Dies geschehe über die digitalen Anzeigetafeln am Bahnhof oder über das Mobile App.
Ausserdem verfügten heute alle Angestellten über einen eigenen Tabletcomputer. Darauf seien alle Informationen für die Mitarbeitenden immer aktuell verfügbar. Früher habe man den Fahrerinnen und Fahrern einen dicken Ordner mit Weisungen abgegeben und diesen ständig mit grossem Aufwand aktualisieren müssen. Heute geschehe dies nur noch digital, was eine grosse Entlastung bedeute.
Beim abschliessenden Apéro wurde noch angeregt diskutiert und auch tüchtig darüber spekuliert, wie wohl die mobile Zukunft aussehen könnte.