Von Beat De Ventura, für KLAR! Schweiz – In der laufenden Diskussion um den geordneten Atom-Ausstieg überrascht es mich immer wieder, wie selbstverständlich die Ausstiegsgegner den Begriff „sauber“ auf die Atom-Energie anwenden. Sie meinen damit die CO2-Emissionen und somit den Klimawandel. Das ist zwar richtig, beleuchtet aber nur einen Ausschnitt aus der gesamten Atomsackgasse.
Um „sauber“ zu sein, muss aber die gesamte Atomenergie von A bis Z einbezogen werden:
Der erste Drittel der Geschichte, die Urangewinnung, bei der das Plutonium mit giftiger Säure aus dem Umgestein gelöst wird und ganze Landstriche verwüstet, ist alles andere als „sauber“!
Der mittlere Drittel, unsere zum Teil veralteten AKWs, sind vielleicht „sauber“, aber nur, solange nichts passiert. Aber wenn etwas passieren sollte, und bei veralteten Anlagen nimmt das Restrisiko zwangsläufig zu, führt das zu einer Riesen-Sauerei. Keine Versicherung übernimmt dieses Rest-Risiko. Gerade mal 1.2 Milliarden von geschätzten 400 Milliarden, die so ein Unfall verursachen könnte, sind versichert, „der Rest müsste von der Öffentlichkeit getragen werden“, wie es so schön heisst.
Und der dritte Drittel, die Endlagerung der Atom-Abfälle, die noch lange nicht gelöst ist und die ganz konkret unsere Region betrifft, ist alles andere als „sauber“!
Alles in allem sind also mindestens fünf Sechstel der Atom-Energie-Produktion „dreckig“.
Die Ausstiegsgegner behaupten überdies, dass wir bei einem geordneten Atom-Ausstieg zwangsläufig „Atomstrom aus Frankreich oder aus Kohlekraftwerken aus Deutschland“ importieren müssen. Auch das ist nur ein Teil der Wahrheit: Der Strommarkt ist bekanntlich international vernetzt, d.h. die Stromanbieter können ihren Strom bei einer eventuell auftretenden Stromlücke, falls es die überhaupt einmal gibt, gezielt einkaufen. Ob sie das bei Kohle- oder Windkraftwerken tun, ist zwar einerseits eine Frage des Marktes, aber noch viel mehr eine Frage der Politik und somit der Zukunft für unsere Kinder, gerade auch im Hinblick auf die Klimaerwärmung!
Man kann es drehen und wenden wie man will: Der Atom-Ausstieg ist auf jeden Fall der Weg raus aus der „5/6 dreckigen“ Atom-Sackgasse und rein in eine „sauberere“, weil erneuerbare, Energie!
Beat De Ventura, für KLAR! Schweiz
https://youtu.be/ryhCIsYi6P8