Leserbrief zur öffentlichen Krankenkasse – Wer kennt nicht die lästigen Telefonanrufe von Krankenkassen am Feierabend! Tatsache ist: erst mit einer öffentlichen Krankenkasse können wir Geld sparen!
Die Leistungen der Grundversicherung sind definiert. Mit ihr dürfen die Krankenkassen keine Gewinne erwirtschaften. Ein echter Wettbewerb besteht nicht. Marktwirtschaftliche Vorteile holen sich hier die Krankenkassen einzig durch ihre Jagd auf junge und gesunde Kunden. Diese werden mit grossen Aufwand geködert. Kranke, teure Versicherte hingegen werden von ihren Krankenkassen zunehmend vergrault oder schikaniert, damit sie möglichst bald zu einer anderen Kasse wechseln. Sie müssen ihre teuren Medikamente in der Apotheke allenfalls selber bezahlen und lange auf die Rückvergütung warten. Das bringt sie in finanzielle Nöte. Besonders ältere Menschen sind schnell einmal überfordert mit Rückforderungen oder Kostengutsprachen und auf die Hilfe von Angehörigen oder der Sozialberatung angewiesen.
Die 61 Krankenkassen haben eine gut bezahlte Direktionsebene und bestens honorierte Verwaltungsräte, die im Bundesparlament kräftig lobbyieren und nötige Reformen praktisch verunmöglichen. Solche sind aber dringend nötig. Wir wollen eine Krankenkasse, die nicht ihren Profit in den Vordergrund stellt und Kranke mit fiesen Tricks schikaniert.
Eine öffentliche Krankenkasse – vergleichbar mit der SUVA- wird sich vor allem um die kranken Kunden kümmern und genügend Mittel in die Prävention investieren, zum Nutzen der Versicherten. Die heutigen Krankenkassen investieren nur gerade 20 Rappen pro Monatsprämie in die Gesundheitsvorsorge. Sie kümmern sich wenig um die fünf Prozent der Versicherten, welche die Hälfte der Gesundheitskosten verursachen. Durch Optimierung der Behandlungsabläufe in dieser Versichertengruppe wird eine öffentliche Krankenkasse jährlich Einsparungen in Milliardenhöhe und den Betroffenen eine höhere Lebensqualität ermöglichen. Die privaten Krankenkassen von heute optimieren demgegenüber nur ihre eigenen Kosten und Gewinne. Sie haben gar kein Interesse an einem kostengünstigeren Gesundheitssystem.
Mit der öffentlichen Krankenkasse bleibt unser Gesundheitssystem so bestehen wie heute. Kinderprämien, Franchise-Rabatte und die freie Arztwahl werden nicht tangiert. Eine öffentliche Krankenkasse räumt aber endlich auf mit dem undurchsichtigen Krankenkassendschungel, mit Kassenwechsel und mit der absurden Jagd auf gute Risiken. Der Wettbewerb unter den privaten Kassen bleibt dort bestehen wo er Sinn macht, nämlich bei den Zusatzversicherungen.
Eine Sozialversicherung ist kein Tummelfeld für private Versicherungen. Stimmen auch Sie am 28. September mit einem überzeugten Ja für eine öffentliche Krankenkasse. Das wird sich rasch bezahlt machen!
25.8.2014; Martina Munz, Nationalrätin