Forumsbeitrag von Kantonsrat Werner Bächtold und Lukas Baumann – Der Rheinfall ist ein einzigartiges Naturschauspiel und deshalb ein Tourismusmagnet. Dieses wollen wir alle erhalten. Der Fall ist aber – und das schon seit Jahrhunderten – ein Energieerzeuger und wird als Kraftwerk genutzt. Bereits im 11. Jahrhundert wurde auf der rechten Seite des Rheinfalls eine kleine Mühle betrieben. Sowohl die spätere SIG, wie die Alusuisse, wurden nur deshalb in Neuhausen gegründet, weil die Möglichkeit bestand, die Wasserkraft am Rheinfall zu nutzen.
Vor über 60 Jahren wurde am Rheinfall das Kraftwerk Neuhausen eröffnet, welches dem Rhein auf Neuhauser Seite direkt Wasser entnimmt und seither jährlich 40 Gigawattstunden Strom produziert. Die Arbeitsmethode ist statisch und nimmt keine Rücksicht auf das Gewässer, weil bei jedem Wasserstand eine fixe Menge von 25m3 pro Sekunde entnommen wird. Bei Niedrigwasser liegt deshalb das felsige Flussbett auf Neuhauser Seite bloss. Bei Hochwasser könnte man im Grunde viel mehr Wasser entnehmen und Energie produzieren, ohne dass es optisch feststellbar wäre. Mit einer zeitgemässen, d.h., simultan zum Abfluss dynamischen Wasserentnahme könnte man die turbinierte Wassermenge und die Restwassermenge so steuern, dass der Charakter des Rheinfalls durch die Entnahme nicht verfälscht würde. Bei einem Niedrigstand im Bereich von 150m3/s könnte man beispielsweise ein Entnahme-Verbot vorsehen, bei höherem Stand entsprechend mehr entnehmen.
Wir sind zuversichtlich, dass eine zeitgemässe technische Lösung gefunden werden kann, die die Interessen des Tourismus, des Umweltschutzes und den Wunsch, die Nutzung der erneuerbaren Energien auszubauen, austariert. Das zur Abstimmung stehende neue Wasserwirtschaftsgesetz schafft den Rahmen, um seriöse Abklärungen vornehmen zu können.
Neue Lösungen am Rheinfall können allerdings nur in einem Klima des Vertrauens und ohne die Pflege von Mythen erarbeitet werden. Ein solcher Mythos ist das Bild des Rheinfalls als unberührtes Naturschauspiel. Unser Rheinfall wird trotz aller Verbauungen immer noch als Wunder der Natur wahrgenommen. Das wird sich auch mit einem Ausbau der Wasserkraftnutzung nicht ändern.
Werner Bächtold Lukas Baumann
Schaffhausen